Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
Mo-Sa: 11:00 – 19:00 Uhr
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Von Luis August Krawen
Nightcore ist Popmusik, um circa 25% beschleunigt und hochgepitcht: Pop x 125% = Nightcore. Eine Kunst ohne Handwerk, ohne Autorin, ohne Subjekt. Der explizite Versuch, generisch zu sein, Autorschaft und Individualität hinter sich zu lassen, reiner Edit zu werden.
Entstanden in den Tiefen des Internets zu Beginn des Jahrtausends, hochgespült durch kaum nachvollziehbare Viralitätsdynamiken, nahm Nightcore unser heutiges Verhältnis zur medial strukturierten Wirklichkeit vorweg: Intensive Reize, Geschwindigkeit, melodiöse Einfachheit, Softness, Repetitivität und eine mühelose Rezeption; der Wunsch nach einer Gegenwart, die mehr ist, mehr von sich selbst ist.
Drei Schauspieler*innen und ein Videokünstler setzen dem die entschleunigte Wahrheit der schwitzenden Körper entgegen, sie spielen mit der Langsamkeit der stetig gleichen Bewegung, sie horchen in die Ewigkeit des digitalen Echos unserer Stimmen. In einem Setting zwischen Sauna und Comfort-Club-Atmosphäre werden sie zu Archäolog*innen des Phänomens Nightcore. Ihre Ausgrabungsstätte: unsere hypertechnologische Gegenwart, in der das Mediale die grundlegenden Parameter unserer sinnlichen Wahrnehmung längst mitkonstituiert. Sie versetzen ihre Glieder in Schwingung, vorsichtig, während der Raum sich langsam verdunkelt und White Noise aus dem CPU-Kühler dringt.
Während Luis August Krawen mit „The Shire“ seine Residenz an den Kammerspielen nutzte, um installativ zu arbeiten, versucht er in „Nightcore“, seine Praxis als Videokünstler für das zu öffnen, was den Kontext Theater auszeichnet: Die Bühne und das Schauspiel.
Video wird im wahrsten Sinne des Wortes Raum, Bewegungen in ihm zu Bewegungen an der Schnittstelle von körperlicher und virtueller Realität.
Wir danken Voi Scooters für das großzügige Bereitstellen der Scooter für Proben und Aufführungen.