Theaterkasse
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Eine musikalisch-tänzerische Gratwanderung
Mit Ukrainer*innen (Teil I) und Russ*innen (Teil II) aus München
Von Kamilė Gudmonaitė
Was kommt nach dem Hass? — „‘Ха́та’ ist das Stück der Stunde zur Ukraine und anderen Konfliktregionen der Welt.“ (DLF Kultur)
„Ха́та“ bedeutet sowohl in ukrainischer wie in weißrussischer, polnischer und russischer Sprache „Haus“ bzw. auch „Zuhause“. Kamilė Gudmonaitė geht an den Münchner Kammerspielen das Wagnis ein, in einem zweiteiligen Theaterabend das Unglück des Krieges und den dadurch entstehenden Abgrund zwischen Ukrainer*innen und Russ*innen zu beschreiben. Ukrainer*innen und Russen*innen treffen sich weder auf der Bühne noch während der Proben, und die Infrastruktur des Theaters wurde aus Respekt vor den Ukrainer*innen und ihrem Wunsch nach strikter Trennung umgestaltet.
Im ersten Teil des Stücks treffen ukrainische Stimmen in gefilmten Interviews auf den Gesang traditioneller ukrainischer Lieder. Im zweiten Teil treffen Stimmen russischer Menschen, die ihrem Land den Rücken gekehrt haben und den Krieg verurteilen, auf traditionelle russische Tänze. Ukrainer*innen und Russ*innen begegnen sich nicht auf der Bühne, bearbeiten aber dieselben Fragestellungen. Wie kann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine besprochen werden? Wie können sich Individuen dazu verhalten?
Ihre persönliche Perspektive als Litauerin mit der Sorge um eine Ausweitung des Krieges motiviert die Regisseurin Kamilė Gudmonaitė zu diesem aufwühlenden Theaterabend, der sehr persönliche Erzählungen mit großen Bildern aus den jeweiligen kulturellen Traditionen verbindet. Der Angriffskrieg des russischen Terrorstaats hat einen Abgrund aufgetan, erzeugt Hass, Schuld, Scham und unsagbares Leid auf unabsehbare Zeit.
In „Ха́та“ geht es nicht um Versöhnung, sondern um die Unmöglichkeit jeglicher Art von Dialog für bestimmte Epochen der Geschichte und um die künstlerische Möglichkeit, den Abgrund zwischen beiden Gesellschaften und zwischen den Menschen spürbar zu machen. Kamilė Gudmonaitė behandelt mit großer Sensibilität brennende Fragen: Was sollen wir mit dem Schmerz tun? Was ist in der Kluft zwischen den Menschen zu finden? Wie sind wir alle dorthin gekommen? Wo genau stehen wir? Müssen wir versuchen, in den Abgrund zu schauen, oder sollten wir ihn lieber vergessen?
Kamilė Gudmonaitė (geboren 1992) ist eines der größten jungen Talente der litauischen Theaterszene. Gleichzeitig ist sie Sängerin in einer eigenen Band. Ihre Theaterabende komponiert sie mit Vorliebe aus konfliktreichen Konstellationen; so arrangierte Gudmonaitė bereits den Generationenkonflikt von Eltern, die noch als Teil der Sowjetunion aufgewachsen sind, und ihren Kindern in einem musikalischen Chorprojekt. In einem weiteren Stück arbeitete sie mit lebenslänglich Inhaftierten und Angehörigen der Opfer.
Eingeladen zum Festival „Willkommen Anderswo“ Bautzen.
Was kommt nach dem Hass?