Theaterkasse
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Apokalyptischer Abgesang von Elfriede Jelinek
Die Sonne brennt, nein sie verbrennt. Aus der lebensspendenden Mutter, dem Zentrum des Himmels, der Göttin, ist eine höllische und gnadenlose Vernichterin geworden. Wir Menschen haben es nicht begriffen, lassen uns gerne braten, am Strand zum Beispiel.
Der auf eine Anregung der Choreografin Doris Uhlich entstandene Text macht aus der Sonne ein Ich, das herabschaut auf die verschwindenden Menschen. Die Sonne verschwindet, aber sie kommt wieder, und zwar immer wieder, bis in die Unendlichkeit. Die Menschen werden nur unendlich tot sein, auch wenn sie sich ihr Verschwinden (noch) nicht vorstellen können. Im zweiten Teil ihres Texts, „Luft“, wechselt Jelinek die Perspektive: Die Luft ist kein Ich, sondern vielstimmig, sie war immer da, um uns auf der Erde zu umhüllen, es gab stets „Luft nach oben“. Im Nachdenken über das aus den Fugen geratene Universum, in dem sich der Mensch den eigenen Platz verspielt hat, kommt die Autorin ganz existenziell zu sich selbst: Ein Ich, dem die Luft knapp wird, wenn es sich bewegt, das eigene Ende als Horizont vor Augen.
Ohne dass das Wort „Klimawandel“ nur einmal fällt, sind wir in der Mitte unseres Ringens und Zögerns. Jelinek versucht Ordnung in die Elemente zu bringen, wobei sie zwangsläufig in ein beunruhigendes Chaos gerät, an die Grenzen ihrer Sprache, die auch die Grenzen unseres Denkens markieren. Der Regisseur und Autor Falk Richter, der bereits zwei Texte von Elfriede Jelinek uraufgeführt hat, widmet sich in diesem Theaterabend mit Musik und choreografischen Elementen dem Gefühl hinter Jelineks furiosem Text: Wir spüren eine gigantische Veränderung, der wir nicht gewachsen sind, weil sie unsere Vorstellungskraft übersteigt, wie die Vorstellung des eigenen Todes.
Jetzt wird es eng, keine Luft nach oben.