Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
Mo-Sa: 11:00 – 19:00 Uhr
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Feministische Performance und Praktiken des Zusammen-Seins
Ein Festival- und Austauschformat
Lecture und Film
Zum Festivalticket (4 x Breaking the Spell 14.-17. Juli für 20 Euro)
Kann das Theater oder eine Performance ein Raum für solidarischen Feminismus sein? Welches Wissen, wessen Ideen haben hier jenseits der eingeübten Formen Platz? Und wie müsste dieser Raum eingerichtet sein, damit er sich zwischen Vielen teilen ließe und zu Begegnungen mit dem vielleicht noch Unbekannten verführte? Im Rahmen von „Breaking the Spell“ arbeiten Künstler*innen an solidarischen Formen der Versammlung und Wissensweitergabe und laden das Publikum mit Performances, Lectures, Filmen und weiteren Einblicken in ihre künstlerischen Prozesse, zu neuen Wahrnehmungen und unerwarteten Begegnungen ein.
Etwas machen. Lecture Performance von Martina Hefter
Wie kommt es, dass ich nicht weiß, was genau ich machen werde? Wieso bin ich so ruhig? Warum habe ich keine Panik?
Martina Hefter spricht in ihrem frei improvisierten, nur mündlich existierenden Text über äußere und innere Vereinbarungen des Produzierens - nicht nur innerhalb künstlerischer Situationen. Fertig werden. Etwas machen. Eine gute Idee haben, ein Thema, das relevant ist und trotzdem nie dagewesen. Dann kommen Krankheiten, Kriege, Zweifel. Dann kommt etwas anderes. Und dann wieder. Gerade hat man anderswo schon was gezeigt. Gerade ist man ganz schön k.o.
Martina Hefter entwickelt ihr Reden unter der Maßgabe, dass sie umfassend offen, transparent und ehrlich ist und sich weder mit Entwicklung noch mit der Präsentation Stress macht.
Der Beitrag ist hauptsächlich auf Deutsch
Martina Hefter arbeitet als Autorin und Performerin in Leipzig. Sie veröffentlichte zuletzt den Gedichtband „In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen“ und zeigte mit den Musikern Timm Völker und Patrice Lipeb die Musik-Spoken Poetry-Performance „Linn Meier(+2019)“, eine Umsetzung des gleichnamigen Langgedichts aus dem aktuellen Band.
Film “A Room of Our Own” von Swoosh Lieu
„Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben, um schreiben zu können.“ so Virginia Woolf 1929 in ihrem Essay „A Room of One’s Own“. Über 90 Jahre später ist diese Allegorie auf finanzielle und räumliche Unabhängigkeit aktueller denn je. Während wir in der Corona Krise einen feministischen Backlash erleben, verschließen sich für Frauen* immer wieder Türen, werden ihre Räume immer kleiner gemacht oder ganz weggenommen. In einer audiovisuellen Bearbeitung der Thesen von Woolf fragen Swoosh Lieu danach, wie die Räume aussehen müssen, in denen wir uns emanzipieren und selbstverwirklichen können und mit welchen Mitteln wir uns diese Räume erzählen und vorstellen müssen, um sie tatsächlich auch entstehen zu lassen. Die Kamera bewegt sich anhand dieser Fragen und in Zeiten des Lockdowns durch den leeren Theaterraum, erkundet Plätze und Perspektiven, Sichtbarkeiten und Lautstärken, Zugänge und Begrenzungen.
Der Film ist auf deutsch mit deutschen und englischen Untertiteln.
Swoosh Lieu sind Theatermaschinistinnen, Spezialistinnen der Gewerke, Agentinnen der Mittel des Theaters, Forscherinnen an den Rändern der Form. Das queerfeministische Kollektiv schafft temporäre Räume und Bilder in Echtzeit und thematisiert gleichzeitig ihre Herstellung.
Notes von Ivana Müller.
Notes ist eine Liebeserklärung an Bücher und lesende Menschen, inspiriert von der Praxis der „Marginalien“ aus dem 19. Jahrhundert. Vor dem Verschenken eines Buches an eine befreundete oder geliebte Person, schrieben die Schenkenden Gedanken und kleine Botschaften, sogenannte Marginalien, an den Rand, die den Text aufgreifen, ergänzen und das Buch personalisieren. Die Choreografin Ivana Müller greift mit ihrem Projekt „Notes“ (seit 2016) diese Praxis auf und lädt im Rahmen von Breaking the Spell jeweils vier Künstler*innen ein, ein Buch auszuwählen und nacheinander zu annotieren. Dabei ergänzen und überschreiben sich vier Perspektiven zu einer kollektiven Spur. Samara Hersch, Giorgia Ohnessian Nardin, Swoosh Lieu und Antonia Sagh haben im Vorfeld von „Breaking the Spell“ in München gemeinsam das Buch Spells: 21st Century Occult Poetry, herausgegeben von Rebecca Tamás und Sarah Shin, ausgewählt und jeweils mit persönlichen Notizen, Stickereien und anderen Zusätzen versehen. Das Buch reiste seit April 2022 von Paris nach Irland, von Irland nach Italien, von Italien in die Türkei – trägt die Spuren seiner Leser*innen und seiner Reisen – und kommt nun nach München. Vom 14. – 17. Juli wird das Buch mit den originalen Annotationen der Künstler*innen in einer kleinen Installation in der Therese-Giehse-Halle zugänglich gemacht und lädt in einer gemütlichen Umgebung zu neuen persönlichen Begegnungen ein: allein oder in einer kleinen Gruppe kann es durchgeblättert, (vor)gelesen und angesehen werden.
Die Installation ist täglich ab 19:30 Uhr zugänglich. Am Donnerstag, 17. Juli findet als Teil des Abendprogramms von Breaking the Spell ein Gespräch mit Ivana Müller und bisher an Notes beteiligten Künstler*innen über das Projekt und den Prozess statt (Moderation: Marta Keil, Olivia Ebert).