Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
Mo-Sa: 11:00 – 19:00 Uhr
+49 (0)89 / 233 966 00
theaterkasse@kammerspiele.de
Im Podcast zu FEMALE PEACE PALACE trifft die Literaturwissenschaftlerin Fabienne Imlinger Aktivist*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Kurator*innen zum Gespräch.
FEMALE PEACE PALACE #1 „EUER SCHWEIGEN SCHÜTZT EUCH NICHT“
Ein Gespräch mit Laura Freisberg, Sandrine Kunis und Modupe Laja über intersektionalen Feminismus und seine Geschichte
8. März – feministischer Kampftag!
Gibt es einen besseren Tag für den Start des Podcasts Female Peace Palace?
In der ersten Folge spreche ich mit Laura Freisberg (Frauenstudien München), Diana-Sandrine Kunis (Social Justice Institute München) und Modupe Laja (Netzwerk Rassismus und Diskriminierungsfreies Bayern e.V.) über Geschichte, Gegenwart und Zukunft feministischer Kämpfe.
Intersektionaler Feminismus ist das Schlagwort der Stunde. Nicht mehr nur Sexismus zu bekämpfen, sondern auch andere Formen von Diskriminierung, wie Rassismus und Klassismus, sind das Gebot der Stunde.
Tatsächlich sind intersektionale Ansätze aber nicht neu, sondern in Deutschland mindestens seit den 1980er Jahren schon präsent. Damals schlossen sich, vermittelt durch die afroamerikanische Feministin Audre Lorde, Schwarze Frauen in Deutschland zu einer Bewegung zusammen. Sie formulierten Kritik an der weißen Frauenbewegung aus einer intersektionalen Perspektive, thematisierten die deutsche Kolonialvergangenheit und entwickelten ein widerständiges Schwarzes Selbstbewusstsein.
Warum wissen wir so wenig über diesen Teil feministischer Geschichte in Deutschland? Warum kommt rassismuskritisches Denken erst jetzt, gut dreißig Jahre später, im feministischen Mainstream und in der deutschen Öffentlichkeit an? Welche Bündnisse braucht es für den feministischen Kampf?
Laura Freisberg ist Journalistin beim BR und seit 2016 im Vorstand von Frauenstudien München. Dort moderiert sie den Leseclub, bei dem feministische Klassiker, aber auch Neuerscheinungen gelesen werden. Außerdem ist sie zusammen mit Barbara Streidl Host des feministischen Podcasts "Stadt, Land, Krise" von dem es alle zwei Wochen eine neue Folge gibt.
Diana-Sandrine Kunis
Leiterin des Social Justice Instituts München. Sie studierte Kommunikationswissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Interkulturelle Kommunikation an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Sie ist freiberufliche Trainerin und Ausbilderin für Diversity- und Antidiskriminierungsthemen. Derzeit ist sie mit den Schwerpunkten Rassismus- und Diskriminierungskritik sowie Intersektionalität im Bildungskontext bei der Landeshauptstadt München tätigt. Sie ist außerdem Lehrbeauftragte des Fachbereichs Sozial- und Bildungswissenschaften.
Modupe Laja ist eine feministische Bildungs- und Kulturaktivistin, die sich in wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Diskursen mit der Repräsentation von intersektionalen, rassismuskritischen Perspektiven befasst und ihren Fokus auf Panafrikanismus hat. Sie ist seit Mitte der 1980er Jahre mit der Frauenorganisation ADEFRA, Schwarze Frauen in Deutschland, verbunden und Mitbegründerin des Netzwerks Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern (www.rassismusfreies-bayern.net). Seit vielen Jahren initiiert sie Bildungsprojekte zu gesellschaftsrelevanten Themen wie Dekolonialität und Menschenrechte und wirkte als Autorin in verschiedenen Buchprojekten mit.
FEMALE PEACE PALACE #2 „ES IST NICHT DIE EINZELNE“
Ein Gespräch mit den Regisseurinnen Jessica Glause und Miriam Ibrahim über künstlerische Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit und ihr kritisches Potential für die Gegenwart.
In der zweiten Folge spreche ich mit Jessica Glause und Miriam Ibrahim. Beide Regisseurinnen beschäftigen sich im Rahmen von Female Peace Palace mit Aktivistinnen des frühen 20. Jahrhunderts: Frauen wie Lida Gustava Heymann oder Hope Bridges Adams-Lehmann stehen im Zentrum von "Anti War Women" von Jessica Glause. Die afro-amerikanischen Frauenrechtlerin Mary Church Terrell, die sich weltweit für die Rechte von Schwarzen Menschen und PoC einsetzte, inspiriert "in my hands I carry" von Miriam Ibrahim.
„Ich klage die Geschichtsschreibung an!“ Mit diesen starken Worten drückt Miriam Ibrahim aus, was den Einsatzpunkt der beiden Regisseurinnen bildet: das Fehlen eines feministischen Erbes.
Wir wissen oft wenig von den Akteur*innen, die in der Vergangenheit gegen Krieg und Gewalt, gegen Rassismus, Sexismus und strukturelle Ungleichheit kämpften. Wie lassen sich ihre Visionen, ihren Mut und insbesondere die Kraft des Kollektiven für die Gegenwart fruchtbar machen?
Wie mit den Ambivalenzen und Widersprüchen dieser Figuren um gehen; wie mit einer Sprache, die verletzt, und Geschlechtervorstellungen, die bisweilen irritieren?
Das sind nur einige der Fragen, die die beiden Regisseurinnen in der Entwicklung ihrer Arbeiten "Anti War Women" und "in my hands I carry" umtreiben.
Jessica Glause arbeitet als Regisseurin im deutschsprachigen Raum. Ihr Schwerpunkt liegt auf recherchebasierten Stückentwicklungen und zeitgenössischer Dramatik. Glauses Inszenierungen wurden zu zahlreichen Festivals eingeladen und mit Preisen ausgezeichnet. Große Aufmerksamkeit erhielten ihre Musiktheaterproduktionen über Migration und Inklusion an der Bayerischen Staatsoper. 2018 verlieh ihr die Stadt München den Förderpreis Theater. Zurzeit inszeniert sie am Schauspiel Frankfurt, am Theater Freiburg, den Münchner Kammerspielen.
Die Deutsch-Äthiopierin Miriam Ibrahim wurde 1981 in Stuttgart geboren und begann schon in der Schule mit Gesang und Schauspiel. Nach dem Abitur besuchte sie die Stage School Hamburg, wo sie 2005 im Bereich Gesang, Schauspiel und Tanz ihr Bühnenreife absolvierte. Von 2005 bis 2009 spielte Miriam Ibrahim in diversen Produktionen, u.a. „Mutter Afrika“ am Schauspielhaus Hamburg, „Hexenjagd“ am Theater Bonn und „Hair“ am Theater an der Rott. Zusätzlich unterrichtete sie Schauspiel bei der Backstage Gruppe Hamburg und für den BINI e.V.. 2009 zog Miriam Ibrahim nach NYC und besuchte das Stella Adler Studio, wo sie im Fach Schauspiel 2011 abschloss. Im selben Jahr gründete sie den Verein The Shades of Gray, mit dem sie eigene Originalstücke und -performances umsetzte. zB. „Sakharam Binder“, „Wunschkonzert“, „Sterntaler“, „Vestiges“.
2013 bis 2016 besuchte Miriam Ibrahim die Freie Universität Berlin und schloss ihren Bachelor im Fach Theaterwissenschaft und Sozial-/Kulturanthropologie ab. Sie hospitierte am Maxim Gorki Theater Berlin und an der Staatsoper Stuttgart, assistierte für John Gould Rubin (NYC) und Armin Petras, bevor sie zur Spielzeit 2017/18 - 2019 als Regieassistentin an die Münchner Kammerspiele wechselte.
Dort realisierte unterschiedliche Formate, Workshops und Einrichtungen wie den Workshop „Safe Place and Theater“, die Oper „Lady Magnesia“, eine Streetperformance „Speakers Corner Repeat“, das Gesprächs-Format „Tischszenen Reloaded“.
Im Januar 2020 inszenierte sie mit den Münchner Kammerspielen eine Stückentwicklung zum Thema „Doing and Undoing Race“/„Identity-Making“ und mit dem Staatstheater Augsburg erarbeitete sie zum Thema Postkoloniale-Beziehungen 2021 ebenso eine Stückentwicklung: "Klang des Regens". Sie ist feste Dramaturgin am Theater Oberhausen und wird im Januar 2022 als Dramaturgin zum Schauspielhaus Zürich wechseln. Ihre Inszenierung "1000 Serpentinen Angst" (Roman: Olivia Wenzel) hat am Staatstheater Hannover im Dezember 2021 Premiere gefeiert. Miriam Ibrahim ist zur Zeit festes Mitglied der Dramaturgie am Schauspielhaus Zürich und freie Regisseurin. Ab Januar 2024 wird sie ihre Regiearbeit vertiefen und diese werden unter anderem am Staatstheater Hannover und Theater Dortmund zu sehen sein. Im Juni 2023 wird Ihre Inszenierung "Blues in Schwarz Weiss" am Residenztheater zu sehen sein.
FEMAL PEACE PALACE #3 „DAFÜR BIN ICH BEREIT ZU KÄMPFEN“
Mit den Wissenschaftlerinnen Brigita Malenica und Olena Petrenko
Mehr Tiere als Frauen – so lautet das Fazit der kroatischen Historikerin Lydija Sklevicky, das vermutlich nicht nur für die jugoslawische Geschichtsschreibung gilt. Warum Frauen im Vergleich zu Tieren so selten als Akteurinnen in der Geschichte auftauchen, und warum insbesondere weiblicher Widerstand selten Gegenstand der Geschichtsschreibung ist, darüber spreche ich mit der Politikwissenschaftlerin Brigita Malenica und der Historikerin Olena Petrenko.
Gewalt steht dabei im Zentrum unseres Gesprächs, und insbesondere der Zusammenhang von Gewalt, Nation und Geschlecht.
Welche Rolle spielt der weibliche Körper in nationalistischen Diskursen, insbesondere im Kontext von Kriegs- und Konfliktsituationen? Warum wird der Angriff auf andere Länder häufig mit der gewaltvollen Penetration des weiblichen Körpers assoziiert? Inwiefern verhindert gerade die Sicht auf Frauen als Opfer ihre Wahrnehmung als Akteurinnen, die mitunter gewalttätig, ja: auch Täterinnen sein können?
Diese Fragen erörtern wir vor dem Hintergrund von zwei sehr unterschiedlichen historischen Kontexten: dem Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren und den ukrainischen nationalistischen Untergrundbewegungen der 1930 bis 1950er Jahre.
Brigita Malenica ist Politikwissenschaftlerin, Slawistin, Mitbegründerin von balkanet e.V. und barabern & strawanzen, arbeitet in der historisch-politischen Bildung und engagiert sich für eine diversitätssensible postmigrantische Erinnerungskultur.
Olena Petrenko ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert, Geschlechtergeschichte Osteuropas, Wirtschaftsgeschichte des Russischen Imperiums sowie Oral History und Memory Studies.
Folge 4: Zugänge zur Vergangenheit, die einer Vielfalt an Perspektiven Raum geben: Wie verschränken sich Erinnern und Vergessen miteinander?
Mit Sapir von Abel (ausARTen), Eva Bahl (münchen postcolonial) und dem Kurator Sebastian Huber
Folge 5: Denkmäler und Erinnerungskultur im öffentlichen Raum und künstlerische Formen des Umgangs mit einer Geschichte der Gewalt
Mit den beiden Künstlerinnen Manuela Illera und Michaela Melián
Folge 6: Die Zukunft der Erinnerung in Zeiten der Digitalisierung: Wie reproduzieren sich blinde Flecken und Ausschlüsse im Digitalen?
Mit Datenjournalistin Katharina Brunner (Forum Queeres Archiv München), Heike Gleibs (Wikimedia Deutschland) und dem Archivleiter der Monacensia Thomas Schütte
Im Rahmen von „Female Peace Palace“, einem gemeinsamen Projekt der Münchner Kammerspiele und der Monacensia im Hildebrandhaus. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.