Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
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Gespräch aus dem Werkraum
in englischer Sprache
Was vermag Kunst in Konfliktgegenden? Wie kann künstlerische Praxis an die Bedingungen eines gewaltvollen Umfeldes angepasst werden? Die “School of Resistance” des IIPM/Milo Rau lädt gemeinsam mit den Münchner Kammerspielen Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen aus der Ukraine zum gemeinsamen Austausch ein. Was bedeutet Kulturproduktion in unserem entfernten Nachbarn Ukraine für ein Land, das seit etlichen Jahren im Kriegszustand lebt? Was bedeutet Kunst in den Konfliktgegenden und was bedeutet Kunst über den Krieg?
Im Gespräch mit dem Kurator und Dramaturgen Martín Valdés-Stauber blickt Andrii Palatnyi, als Verantwortlicher für die internationale Vernetzung des transdisziplinären Gogolfest und als einer der Kuratoren der ukrainischen Kulturhauptstadt 2021 Mariupol, auf künstlerische und zivilgesellschaftliche Bemühungen in unmittelbarer Nähe zur Kampfzone. Wie können künstlerische Projekte mit der Zivilgesellschaft, insbesondere mit Jugendlichen, gemeinschaftsstärkend und emanzipatorisch zugleich sein? Oksana Lemishka diskutiert die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst, gerade für Konfliktgebiete und Länder im Krieg. Aus langjähriger Forschungsarbeit berichtet sie von Erkenntnissen über die verschiedenen Regionen der Ukraine einschließlich der besetzten, nicht von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten und belegt mit Forschungsergebnissen das transformatorische Potential von Kunst. Schließlich berichtet die preisgekrönte Dramatikerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Natalka Vorozhbyt von ihren Recherchen, Erfahrungen und Dreharbeiten in Konfliktgegenden. Mit ihrem 2017 für Royal Court in London geschriebenem Theaterstück “Погані дороги” (Zerstörte Straßen) gelang ihr in sechs Bildern ein eindrucksvolles Zeugnis über das Leid im (ost-)ukrainischen Krieg. Als “Bad Roads” verfilmte sie schließlich 2020 fünf Bilder ihres Textes. Kürzlich nominierte das ukrainische Oscar-Komitee den Film für die Auswahl 2022. Das fehlende, sechste Bild wird Natalka Vorozhbyt im Anschluss an die Gesprächsrunde, im Wechselspiel mit Ensemblemitglied Johanna Eiworth, zweisprachig ukrainisch-deutsch präsentieren. Was bedeutet es, Kunst als Zeugenschaft zu begreifen?
Mit diesem Gespräch knüpft das IIPM/Milo Rau an eine lange Tradition der künstlerischen Auseinandersetzung mit Konfliktgebieten an. Ebenso reiht sich das Gespräch in die Bemühungen der Kammerspiele ein, im Rahmen der Sisterhood Kyiv-München auf die anhaltende Kriegssituation im entfernten Nachbarn Ukraine aufmerksam zu machen.
Auf der Suche nach Strategien des Widerstands gründeten Milo Rau, das IIPM (International Institute of Political Murder) und das NTGent im Mai 2020 eine global vernetzte „School of Resistance“ als Livestream-Debattenreihe. Nun landet sie als symbolische Institution der Zukunft an den Münchner Kammerspielen und hinterfragt gemeinsam mit der künstlerischen “Sisterhood Kyiv-München” zivile und künstlerische Praktiken des Widerstandes. Im Rahmen der Sisterhood verzahnen und vernetzen sich die Münchner Kammerspiele dauerhaft mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Künstler*innen in Kyiv, München und darüber hinaus.