MK:

Über jeden Verdacht erhaben? Antisemitismus in Kunst und Kultur

Lesung und Gespräch mit Dmitrij Kapitelman, Stella Leder, Martín Valdés-Stauber und Ensemble

 Werkraum
 27.3.2023
 Werkraum
 27.3.2023

Bis vor kurzem schien Antisemitismus in Kunst und im Kulturbetrieb kein Thema zu sein. Dabei blieb die nationalsozialistische Vergangenheit vieler Kulturinstitutionen nach 1945 weitgehend verdrängt und unerforscht, ebenso wie personelle und ideologische Kontinuitäten in der Kunst. In der DDR legitimierte die Selbstsicht als antifaschistischer Staat aggressiven Antizionismus. Heute, in einer Situation, in der immer mehr gesellschaftliche Gruppen einfordern, dass ihre Perspektiven und Positionen sich in Programm und personeller Zusammensetzung von Kulturinstitutionen widerspiegeln, setzt die Debatte um jüdische Perspektiven spät, aber mit Vehemenz ein.

Wie steht es also um Antisemitismus in heutigen künstlerischen und kulturellen Kontexten? Während sich in den Debatten der letzten Jahre Positionen immer wieder unversöhnlich gegenüber stehen, thematisieren im von Stella Leder herausgegebenen Sammelband „Über jeden Verdacht erhaben? Antisemitismus in Kunst und Kultur“ (Hentrich & Hentrich, 2021) Schriftsteller*innen, Dramatiker*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen Antisemitismus in Kunst und Kultur sowie die Leerstellen in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in diesem Feld. Literarische Texte geben Einblicke in die Alltäglichkeit von Antisemitismus und befragen erinnerungskulturelle Gewohnheiten. Im Gespräch mit dem Schriftsteller Dmitrij Kapitelman (Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters, Eine Formalie in Kiew) und mit Martín Valdés-Stauber, Leiter des künstlerischen Forschungsfeldes “Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart”, diskutiert Stella Leder über Antisemitismus im Alltag und in künstlerischen Kontexten – und über die Frage, welche Rolle Literatur und Theater, aber auch künstlerische Institutionen, spielen können. Dabei blickt die Veranstaltung unter anderem auf die Bemühungen der Kammerspiele der vergangenen Jahre bei der Recherche von SCHICKSALEN von Mitarbeiter*innen der Kammerspiele in der NS-Zeit. Im Sinne einer Buchpräsentation lesen Mitglieder des Ensembles der Kammerspiele aus dem Sammelband “Über jeden Verdacht erhaben?”.

In Kooperation mit der Fachstelle für Demokratie