MK:

Habibi Goethe

Von und mit dem Goethe-Institut

Über die Stadtgrenzen hinaus und wieder zurück möchte Habibi Goethe Orte und Regionen erkunden, an denen Grenzen ineinanderfließen und Lebensgeschichten zusammentreffen. Der Blick in die Welt will die Tür des Kiosks für Menschen öffnen, die andere Perspektiven hineintragen und die es uns ermöglichen, Themen neu zu betrachten. Mit Habibi Goethe soll ein Raum für Begegnungen entstehen und möglicherweise Fäden in Beziehungen neu eingezogen werden. An Hand persönlicher Biografien wollen wir dabei den Fragen nachgehen, wie sich künstlerische Stimmen andernorts ausdrücken, auf welche Weise sie sichtbar werden, wie sie zusammenkommen und Allianzen bilden, aber auch welchen Widerständen sie ausgesetzt sind. Immer beschäftigt uns die Frage, wie es um den Zugang zu Kulturorten für bestimmte Communities bestellt ist.

VIVO PORQUE RESISTO

Heute über Frauen zu sprechen, bedeutet, dass man immer wieder neu fokussieren muss. Die Verwundbarkeit und die bestehenden Ungleichheiten haben sich, mit der Ausbreitung von COVID-19 und den damit einhergehenden Veränderungen weltweit noch einmal verstärkt. Zum Spielzeitende nimmt deshalb HABIBI GOETHE Frauen in den Blick. Im März dieses Jahres startete mit einer Online-Plattform in Südamerika unter Leitung und Initiative des Goethe Institut Bolivien das Projekt „Das Jahrhundert der Frauen“ und entwickelt mit diesem Projekt bewusst Strategien gegen patriarchale Strukturen und die Gewalt gegen Frauen. Die Teilnehmerinnen kommen aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Deutschland, Chile, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela.

Welche Frauen sind gemeint, fragen wir uns reflexartig in München, wenn wir die Bezeichnung Frauen verwenden, um damit etwas zu benennen. Dabei ist uns klar, dass es nicht das Gleiche ist, eine Frau zu sein, die der städtischen Mittelschicht angehört, eine Frau mit dunklerer Hautfarbe aus einem benachteiligten Stadtviertel oder eine indigene Frau aus einer ländlichen Region. Lateinamerikanischer Feminismus ist in einem von Kolonialismus, Sklaverei und der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung geprägten Umfeld entstanden. In den letzten Jahren kamen eine neoliberale Politik und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen dazu. Das schärft die These: lateinamerikanische Feminismen denken sehr viel mehr als hier den Feminismus als eine intersektionale Aufgabe, die den Kampf gegen Sexismus mit der Kritik am Kapitalismus, der Umweltzerstörung und der Marginalisierung von Indigenen verbindet. In der Diskussion der letzten Veranstaltung der Spielzeit im Habibi Kiosk spricht die Moderatorin Nabila Abdel Aziz mit Sabine Hentzsch, Julia Fritzsche, Taiga Trece und Yola Mamani Mamani. darüber, was feministische Bewegungen in Europa von denen in Lateinamerika lernen können, was für einen Austausch es gibt, inwiefern der immer noch kolonial geprägt ist und wie sich die feministischen Kämpfe hier und dort solidarisch miteinander verbinden können.

Moderation:
Nabila Abdel Aziz studierte Islamwissenschaften und Sozialanthropologie in London, Alexandria und Oxford und arbeitet heute als Journalistin. Sie schreibt zu den Themen Kultur, Religion, Rechtsextremismus und Rassismus. Sie ist Gründerin des Bliq-Journals und Kuratorin des AusArten-Festivals in München.

Gäste:
Julia Fritzsche ist Journalistin, sie schreibt für den Bayerischen Rundfunk, arte, analyse und kritik u. a. zu den großen Themen Care, Ökologie, Wohnen, Migration und Queerness. Fritzsche lebt in München. Für ihr Hörfunk-Beiträge und Buchveröffentlichungen bekam sie bereits diverse renommierte Preise: Juliane Bartel Medienpreis 2013, Otto-Brenner-Preises 2016, den Deutschen Sozialpreis, den Pechmannpreis 2018.

Sabine Hentzsch leitet das Goethe -Institut Bolivien in La Paz. Egal an welchem Ort der Welt sie sich befindet, sie setzt sich für zivilgesellschaftliche Belange ein und versucht Menschen zusammen zu bringen, die sich normalerweise nicht unbedingt treffen: Künstler und Künstlerinnen, Aktivisten, Akademikerinnen und Akademiker. Sie ist die Initiatorin des „Jahrhunderts der Frauen“.

Taiga Trece ist eine unabhängige Künstlerin und Rapperin, sie schreibt Lieder, gibt Workshops.und Kurse für Coaching, Artist Development und Fempowerment. Taiga Trece.rappt und singt auf Deutsch und Spanisch. In ihrer Wahlheimat Mexico stand sie schon mit 17 auf den Bühnen von HipHop-Festivals. Sie lebt in München.