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Porträt von Józef Koffler
MK:

Musik: Kofflers Schicksal: Die Goldberg-Variationen

Jewish Chamber Orchestra Munich

 Therese-Giehse-Halle
 Premiere: 12.11.2023
 Therese-Giehse-Halle
 Premiere: 12.11.2023

Gemeinsam mit der Autorin Stella Leder verknüpft das Jewish Chamber Orchestra München an diesem Abend die Befragung deutscher Erinnerungskultur mit einem konkreten Schicksal. Im Mittelpunkt steht das Werk und Leben Józef Kofflers. Weitgehend vergessen, soll seine Musik nun erneut erklingen.

Józef Koffler wurde 1896 in Stryj (Polen, heute: Ukraine) geboren. Er studierte Komposition in Wien und feierte Erfolge als Komponist. Bereits mit 32 Jahren hielt er in Lemberg die einzige Professur für atonale Komposition in Polen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Ostpolen 1941 wurde Koffler mit seiner Frau und seinem wenige Jahre alten Sohn verhaftet und in das Ghetto Wieliczka gebracht. Nach der Auflösung des Ghettos 1943 versteckte er sich mit seiner Frau und dem kleinen Sohn an unterschiedlichen Orten, wurde 1944 jedoch von der Gestapo aufgespürt und die Familie wurde am Rande eines unbekannten Dorfes erschossen.

Der Abend beginnt mit Kofflers Meisterwerken, op. 10 Streich-Trio, in einer neuen Bearbeitung für Kammerorchester. Im Anschluss daran, tritt die Performerin und Sängerin Jelena Kuljić dazu, um sich dem Verstummen und dem künstlerischen Bruch in Kofflers Werk zuzuwenden: Unter dem psychischen Druck durch den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland sowie stalinistischen Säuberungen in der UdSSR stellte Józef Koffler Mitte der 1930er Jahre das Komponieren ein und bearbeitete stattdessen Werke anderer. Am bekanntesten sind seine Bearbeitungen der Goldberg-Variationen. So, wie Kofflers eigene künstlerische Stimme hinter dem Werk Bachs verschwindet, ringt Jelena Kuljić damit, eine Sprache zu finden. Die von ihr gesprochenen Texte zerfallen in Fragmente, unterbrechen die vom Orchester gespielte Musik oder werden von der Musik übertönt. Das Jewish Chamber Orchestra spielt zwar Kofflers Partitur, zwischen die einzelnen Variationen treten allerdings neue Bearbeitungen, die die Musik zerpflücken, Leerstellen setzen… So entsteht eine Partitur zwischen Kammerorchester und Jelena Kuljić, die das Vergessen befragt, die Ausgrenzung und Ermordung eines Künstlers nachempfindet und sein musikalisches Erbe würdigt. Ein Abend über menschliche und kulturelle Zerstörung, in dessen Zentrum die Frage steht, wie Rituale der Erinnerung durchbrochen werden können, um zu einer tatsächlichen Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart zu gelangen.

Ein Projekt des Jewish Chamber Orchestra Münchens.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Schulkonzert am 27.2.

Vorstellung für Schulklassen und Jugendgruppen

Altersempfehlung: ab ca. 10. Klasse/ 16 Jahren
Kosten: € 75,- pro Schulklasse (kleinere Gruppen/Kurse auf Anfrage)

Buchung und weitere Infos über das Orchesterbüro 
Hanna Schwenkglenks | Caroline Hanshen
089 – 122 89 599 | info@jcom.de