Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
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Von Isabel Schwenk
Johanna Eiworth spricht diesen Satz als Kreon: „Geld zeigt: Wir sind zu allem fähig.“
Ich sitze auf den Proben zu „Anti•gone“ und beobachte, wie Johanna Eiworth diesen Satz dreht und wendet, mal spricht sie ihn für sich, mal herausfordernd an ihr Gegenüber gerichtet, mal wütender, mal ganz schlicht und sachlich. Mal seitlich über die Schulter zu mir, in Richtung Publikum.
In diesem Moment, in dem sie sich mit diesem Satz an die Figur Kreon herantastet, wird mir klar, wie präzise, prägnant und auf den Punkt die Leichte Sprache sein kann.
Eindringlicher und eindeutiger, ja kompromissloser könnte es nicht formuliert sein.
Darin liegt für mich der besondere Reiz. Die Leichte Sprache kommt ohne weite Ausschweifungen, Füllwörter und Floskeln aus. Durch Johanna Eiworths Spiel bekommt dieser Satz eine so direkte Vielschichtigkeit.
Sophokles in Leichter Sprache, das ist ein Novum in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Einige Personen fragen sich vielleicht, ob durch die Leichte Sprache nicht komplexe Sachverhalte verloren gehen oder die Poesie, die Komplexität, die Ausdrucksmöglichkeiten, die unsere Sprache zur Verfügung hat, verschwinden könnten. Sie erleben eine lebendig gewordene Übersetzung! In dieser Übersetzung ist nicht nur die Sprache zugänglicher geworden, sondern auch die Figurenkonstellationen und Beziehungen werden auf einmal viel deutlicher. Auch Themen wie Frauenfeindlichkeit, die im Original impliziter ist, werden nun direkt verhandelt.
Etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland brauchen Leichte Sprache. Die Regeln besagen: Die Sätze sind kurz, nur 5 bis 8 Wörter pro Satz. Es gibt nur Hauptsätze und Fremdwörter und Fachbegriffe werden erklärt. Bisher gibt es fast ausschließlich Sachtexte in Leichter Sprache, also zum Beispiel Gesetzestexte oder Parteiprogramme. Literatur wird bisher nur selten übersetzt. Leichte Sprache entsteht immer nur gemeinsam mit der Zielgruppe. Ein*e Übersetzer*in übersetzt die Inhalte und mindestens zwei Personen aus der Zielgruppe überprüfen das Ergebnis auf Verständlichkeit. Anne Leichtfuß, die Übersetzerin der „Antigone“ in Leichte Sprache berichtet aus dem Prozess mit ihrer Prüfgruppe: „Ein klassisches Theaterstück komplett in Leichte Sprache zu übertragen, war eine ganz neue Erfahrung für mein Prüfteam und mich. Wo liegt Theben? Was ist ein Seher? Wer ist wie mit wem verwandt? Und wie funktioniert eigentlich ein Spannungsbogen? Das alles miteinander herauszufinden war ein großes Abenteuer.“ Die Leichte Sprache wurde entwickelt, um zuallererst wichtige Informationen verständlich und somit zugänglich zu machen. Durch die Mittel des Theaters wird die Leichte Sprache in dieser Bearbeitung der „Antigone“ lebendig. Mimik, Gestik, Bewegung und die Betonung der Schauspieler*innen, sowie das Licht, die Musik, die Szenographie, die Videoarbeit und die Kostüme bringen den Text zum Schwingen, mit einer Leichtigkeit, die jeder Schwere trotzt.
So hat es Frangiskos Kakoulakis, der in dieser Inszenierung den Seher Theresias spielt, in einem Gespräch mit mir (lange bevor klar war, dass eine „Antigone“ in Leichter Sprache zur Aufführung kommen wird) formuliert auf die Frage, was seine Vision von einem möglichen Theater in Leichter Sprache sein könnte:
„Und dann ist die Leichte Sprache vielleicht auch eine Leichtigkeit. Oder die schwere Sprache ein Hindernis. Und dann kann ich und die Leichte Sprache kann auch schwingen wie ein Sinneswandel.“
Dieser Sinneswandel ist nicht nur die Vision eines Sehers – sie ist auch jetzt schon geltendes Recht: Informationen, wie auch kulturelle Angebote müssen „in zugänglichen Formaten“ (UN-BRK, Artikel 30) angeboten werden. Dazu hat sich Deutschland mit dem Unterschreiben der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 verpflichtet. Diese Wirklichkeit dürfen wir nicht in Ruhe lassen – so haben Kulturinstitutionen wie Theater einen ganz klaren Auftrag, nämlich dafür zu sorgen, Angebote in zugänglichen Formaten zu entwickeln.
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