Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
Mo-Sa: 11:00 – 19:00
+49 (0)89 / 233 966 00
theaterkasse@kammerspiele.de
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das abschließende finale stück der orestie
Lange Zeit wurden ja nur die ersten drei Teile der Orestie gespielt, die Tragödien, in denen der Übergang von der individuellen Rache zur geordneten Rechtsprechung durch ein Gericht, das die Bevölkerung repräsentiert und somit die Gründung der Demokratie geschildert wird. Der Proteus hingegen ist ein Satyrspiel am Ende der Demokratie. Es schließt direkt an die Orestie an:
Proteus2481 erzählt einerseits die Geschichte von Helena und Menelaos, die auf einem Flughafen respektive einer Insel stranden und von dort wieder wegkommen wollen. Dies kann aber nur gelingen, wenn sie Proteus, den stillen Seher und Gott der Verwandlung und des Meeres, austricksen, der diese Insel mit den Satyrn bewohnt.
Die Satyrn sind der griechischen Mythologie und Theatergeschichte folgend, ein tanzender, musizierender und saufender Haufen, der gerne an fantastischen Erfindungen aller Art arbeitet. Sie frönen lieber dem Müßiggang, als Regeln und Hierarchien zu befolgen. Dennoch sind sie nicht so frei, wie sie gerne wären und auch ihnen wird eine gewisse Norm immer wieder aufgezwungen. Denn auf dieser Insel stehen die Satyrn unter der Herrschaft von Proteus. Trotzdem steckt der Drang nach Autonomie und grenzenlosem Schabernak tief im Wesen der Satyrn und bahnt sich seinen Weg auf die Bühne der Kammerspiele.
wir sind das dunkle wilde lachen
jenseits eurer tragischen zeit
Bei Thomas Köck schicken eine Chorführerin und ihre Satyrn Helena und Menelaos mit dem mysteriösen Proteus Fragment auf eine fantastische und futuristische Reise durch die Rezeptions- und vermeintliche Kulturgeschichte unserer westlichen Gesellschaft. Von den frühen Siedlern in Nordamerika im Hungerwinter 1609, über das christliche Kolonialtheater des spanischen Hofes zum französischen Barocktheater und weiter ins 20. Jahrhundert lässt Köck das Publikum auf die Reise gehen. Jean Racine, Johann Gottsched, Roqueford Schiller von Kleist und Martin Sellner stehen an allen möglichen Ecken bereit, um nur einige Namen zu nennen, bevor sich das Proteus Fragment schließlich aufschwingt, die Zeitkapsel sich aufschwingt bis in die Unweiten des Jahren 2481.
Ein Bote versucht die Chronologie im Blick zu behalten, Proteus will einfach nur seine Ruhe haben und Helena und Menelaos wollen endlich nach Hause, weg von dieser internationalen Theaterproduktion, weg von diesem Flughafen, weg von dieser Insel, aber da haben die Satyrn noch was dagegen…
tragisch ist
dass wir uns die welt nur
mehr noch als tragödie vorstellen können
In Zeiten, in denen das Tragische allgegenwärtig geworden ist, setzt Thomas Köck auf die anarchische Kraft des Satyrspiels, um aufzuzeigen, dass das Beharren auf Normen und Gewohnheiten eine Gesellschaft in ihren Möglichkeiten lediglich einschränkt. Er ergründet stattdessen, wie viel revolutionäres und wandelbares Potential im Lachen und im Schabernak stecken kann. Kritisch hinterfragt er, woher die Traditionen, die wir oft als unverrückbar hinnehmen, eigentlich herkommen. Denn wer bestimmt eigentlich, was als Norm angesehen wird, was als Kultur? Warum werden so viele Bausteine unserer Kulturgeschichte bewusst verschleiert? Was wäre, wenn die Geschichtsschreiber (ja, es waren nur Männer) nicht nur die Tragödien, sondern auch die zahlreichen Satyrspiele überliefert hätten?
Mit diesen Fragen lädt Thomas Köck das Proteus Fragment auf und schickt es auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte und durch die Kolonial- und somit Kultur- und Theatergeschichte hindurch, auf der Suche nach dem Kern der Handlung, dem Ende der Demokratie.
Oder vielleicht ist das eben genau die falsche Frage, vielleicht geht es doch darum die Idee der Einheit von Zeit, Raum und Inhalt endlich loszulassen, um endlich aus dieser tragischen Zeit zu entkommen.
the hours
have lost
their clocks
Thomas Köck im Gespräch mit Corinne Orlowski in „VOR DEM PALAST. Gespräche über Einar Schleef“ (Suhrkamp, 2019)
„Beim Schreiben fürs Theater fragt man sich immer: Was will man da auf der Bühne für eine Sprache haben? Was soll Sprache da überhaupt tun? Wenn eine Stimme einen Rhythmus hat, wirkt es künstlich und fremd. Wenn aber fünf oder zehn in einem Rhythmus sprechen, dann wirkt es nicht mehr fremd, dann macht die Musikalität Sinn. Wenn Sie fragen, wie ich für einen Chor schreibe, dann über den Rhythmus.
Was daran reizt Sie?
TK: Man entgeht einer Psychologisierung. Es fühlt sich natürlicher an, aus der Sprache heraus Assoziationen zu schöpfen und Bilder zu bauen.
Was fasziniert Sie am Chor?
TK: Die Vielstimmigkeit und die Art, wie man ins Schreiben hineinkommt. Das wichtigste Faszinosum ist, dass man über den Chor zu einer ganz anderen Sprache kommt. Man ist nicht zuerst mit dem Plot und der Entwicklung und den Figuren belastet, sondern kann in diesen Raum starten und größere Zusammenhänge herstellen. Ich finde das für mich viel produktiver.
Es hat ja etwas damit zu tun, was die eigene Sprache antreibt und voranbringt. Das war immer die Figur des Chores, die in ganze viele Stimmen aufbrechen und gleichzeitig sprechen kann. Die braucht kein Problem. Der Chor braucht keinen Konflikt, um zu sprechen.“
Proteus 2481 ist die zweite Zusammenarbeit von Thomas Köck mit dem mexikanischen Theaterkollektiv teatro bola de carne (Bernardo Gamboa und Micaela Gramajo), die sich mit dem Körper und seinen Einschreibungen im Spannungsfeld zwischen Europas Kolonialgeschichte und postkolonialer Identität beschäftigt.
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