Theaterkasse
Maximilianstraße 26-28
Mo-Sa: 11:00 – 19:00 Uhr
+49 (0)89 / 233 966 00
theaterkasse@kammerspiele.de
Seit 2001 füllt die Therese-Giehse-Halle die ehemalige Bombenlücke zwischen Neuturmstraße, Hildegardstraße und Falckenbergstraße. Der moderne Bau aus Beton und Glas wirkt urban und konzentriert im Stadtbild. Sie dient als zweitgrößte Spielstätte der Münchner Kammerspiele und ist über zwei verglaste Brücken mit dem Blauen Haus und dem Werkstattgebäude verbunden. Der Saal wurde zu Beginn der Intendanz von Barbara Mundel 2020 nach der jüdischen Schauspielerin und Widerstandskämpferin Therese Giehse benannt.
Der Entwurf wurde von den Architekten Gustav Peichl, Stefan A. Schümer und Walter Achatz im Rahmen eines Architekturwettbewerbs eingereicht, dem 1993 die Ausführungsplanung folgte. Aufgrund einiger Komplikationen konnte der Grundstein erst im März 1998 gelegt werden. Innerhalb von drei Jahren wurde das Projekt fertiggestellt.
Die Grundfläche von nur 1000 m2 erklärt sich aus der gewünschten Nähe zum übrigen Komplex der Kammerspiele. Werkstätten, Probebühnen und Spielstätten sind fußläufig erreichbar und ermöglichen Begegnungen und enge Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen. Das Gebäude ist als Probenhaus konzipiert, was sich auch in der reduzierten funktionalen Architektur widerspiegelt. Schlicht und konzentriert verzichtet die Architektur auf große Foyers und weitläufige Repräsentationsräume und bildet damit einen klaren Gegenpol zum Schauspielhaus, das sich durch seinen üppigen Jugendstil auszeichnet.
Die Architektur der Therese-Giehse-Halle stellt die Funktionalität in den Vordergrund, weist aber gleichzeitig eine markante Ästhetik auf, die ihr einen hohen Wiedererkennungswert verleiht. Besonders hervorzuheben ist die Hauptfassade an der Hildegardstraße. Sie besticht durch eine doppelgeschossige Fassade aus grünlich getöntem Glas, die nachts beleuchtet wird und Passanten*innen ins Foyer lockt. Diese beschreibt das Gebäude als massiven, hellen, fast weißen Kubus - zurückhaltend und introvertiert. Im Vergleich zu früheren Werken des Architekten Gustav Peichl wirkt das Gebäude nüchterner. Die rhythmisierten, unterschiedlich großen Fensteröffnungen verleihen der Fassade eine klassisch moderne Note.
Die Südseite des Gebäudes wird durch eine blaue Verglasung geprägt, die bis knapp über die Hälfte der Gebäudehöhe reicht und über die Gebäudekanten hinausragt.
Auf der Westseite sind in die Betonwand unterschiedlich große Fenster eingelassen, die teils vertikal, teils horizontal ausgerichtet sind.
Der Eingang für Besucher*innen befindet sich an der Ostseite des Gebäudes und ist in die verglaste Fassade integriert. Direkt daneben dient eine große Stahltür als Eingang für Mitarbeitende sowie Anlieferungen. Auf der anschließenden Betonfassade ist ein Text über das Leben und Wirken von Therese Giehse angebracht. Hier befindet sich auch der Verbindungsbau zum gegenüberliegenden Gebäude, dem Blauen Haus.
Die Nordseite des Gebäudes bietet durch eine schräg zum Gebäude verlaufende Glasfront Einblick in die Bühnenausstattung. Treppen an der West- und Ostseite führen ins Untergeschoss.
Im Inneren der Therese-Giehse-Halle befinden sich drei Bühnen, von denen zwei parallel bespielt werden können. Das Untergeschoss bietet Platz für bis zu 250 Zuschauer*innen. Die große Bühne mit Galerie und Unterbühne im Erdgeschoss, die den Maßen des Schauspielhauses entspricht, kann 200 bis 400 Zuschauer*innen beherbergen.
Auch die Innenausstattung spiegelt den Arbeitscharakter des Hauses durch robuste und schlichte Materialien wider. Der Fußboden besteht aus dunkelbraunen Oregon Pine Brettern. Eine sichtbare Stahlkonstruktion trägt die Wände aus hellgrauem Kalksandstein. Die mit modernster Technik ausgestattete Therese-Giehse-Halle versucht nicht, die Lichtinstallationen an der Decke zu verstecken, sondern betont aktiv die technische Ausrichtung des Gebäudes.
Zwei schmale Schalträume im zweiten Obergeschoss bündeln die Leitungen des Gebäudes, im sechsten Obergeschoss befindet sich ein verglaster Besprechungsraum mit einer Lichtpyramide.
Diese Details spiegeln die Funktion der Therese-Giehse-Halle als Probebühne und vielseitig nutzbaren Erweiterungsbau wider.
Vivien Csernecky, Klara Kretzer, Natalie Zohner (Akademie der bildenden Künste, SoSe 2024, Architekturseminar von Dr. Ayca Beygo)