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Digitales Programmheft „RCE – #RemoteCodeExecution“

Ein Bauplan für die Weltrevolution

Es ist das Jahr 2025. Der amtierende US-Präsident und der reichste Mann der Welt sind in den USA gerade auf dem besten Weg, den Rechtsstaat auszuhebeln. In vielen Behördenprogrammen und E-Mail-Systemen haben Mitarbeiter*innen des Tech-Milliardärs Elon Musk KI-Software installiert, um Beschäftigte zu kontrollieren. US-Präsident Donald Trump postet ein von KI erzeugtes Video, in dem er seine Zukunftsvisionen für den Gaza-Streifen als „Riviera des Nahen Ostens“ selbstdarstellerisch inszeniert. Ein Video, das den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt, wie dieser im Rausch aus einem Auto steigt, ist zwar KI-generiert und stammt von einem russischen Tiktok-Account, wird trotzdem verbreitet und hat Millionen Aufrufe. Trump und Putin telefonieren miteinander. Kurz darauf lässt Trump ein Treffen mit Selenskyj eskalieren, in dem er klassische Täter-Opfer-Umkehr betreibt. Trump und Musk unterstützen im Wahlkampf vor der Bundestagswahl in Deutschland eine in Teilen gesichert als rechtsextrem eingestufte (Rest: Verdachtsfall) Partei, die anschließend jede*r Fünfte in Deutschland wählt. Eine ehemalig konservative Partei der Mitte hat die Brandmauer niedergerissen und delegitimiert nun NGOs. Ein Großteil der Bevölkerung entscheidet sich inzwischen freiwillig dafür, Grundpfeiler der Demokratie abzuschaffen und Macht und Reichtum der Mächtigen und Reichen weiter auszubauen.

Fakten überholen Fiktion, dystopische Erzählungen sind keine drohenden Horrorszenarien mehr, sondern einfach Realität. Schmückt sich der Plattform-Milliardär Marcel in „RCE – #RemoteCodeExecution“ noch damit, zu Gendern und Wert auf die Diversität seiner Mitarbeiter*innen zu legen, wird der Tech-Milliardär Elon Musk für seine offen queerfeindliche Haltung gefeiert – selbst einen Hitlergruß entschuldigt man dem „Alpha-Mann“.

Der Roman „RCE – #RemoteCodeExecution“ von Sibylle Berg setzt da an, wo das Vorgänger-Buch „GRM. Brainfuck“ aufhört. Einer Gruppe von jugendlichen Nerds gelingt es tatsächlich, sich in die Datenbanken der Geheimdienste zu hacken und das staatliche Überwachungssystem zu outen – doch die Empörung und der Aufstand blieben aus. Am Ende werden die Jugendlichen erwachsen, passen sich an und vereinsamen. Nach Beenden des Buches merkt Sibylle Berg, dass sie das Ende so nicht stehen lassen will und kündigt eine Trilogie an. In „RCE“ gibt Berg den Hacker*innen eine neue Erkenntnis mit auf den Weg: „Und plötzlich verstand Ben, woran all jene scheiterten, die sich für die Guten hielten. Die wollten die Komplexität der menschlichen Interessen und deren Auswirkungen begreifen, und das war der Fehler. Jene, die die Welt beherrschten, wollten nur: Die Welt beherrschen. Es war so einfach: Wenn man siegen will, muss man von Menschen lernen, die den Planeten besitzen, ihn ruinieren und im Anschluss verlassen wollen.“ Die ehemaligen Freund*innen rotten sich also wieder zusammen und wagen einen zweiten Versuch. Mit „RCE“ schreibt Sibylle Berg an gegen Passivität und Hoffnungslosigkeit, die in einer ausweglos scheinenden Abwärtsspirale zu mächtigen Gegenspielern um eine Zukunft für alle werden.

Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein
Man diskutiert mit ihnen nicht, hat die Geschichte gezeigt
Und man vertraut auch nicht auf Staat und Polizeiapparat
Weil der Verfassungsschutz den NSU mitaufgebaut hat
Weil die Polizei doch selbst immer durchsetzt von Nazis war
Weil sie Oury Jalloh gefesselt und angezündet hab’n
Und wenn du friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst
Ist das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz

– Danger Dan: „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“

„RCE. #RemoteCodeExecution“ ist die Jahrgangsinszenierung des dritten Schauspiel-Jahrgangs der Otto-Falckenberg-Schule. In der Spielzeit 2024/25 finden die Jahrgangsinszenierung zum ersten Mal in der Therese-Giehse-Halle statt.

Ein Vortrag der Geheimdienstmitarbeiterin

„Geld. Die Weltreligion“ – Ein Vortrag von Ben

Sibylle Berg: „RCE. #RemoteCodeExecution“

Hören Sie hier, was Deutschlandfunk Kultur über „RCE“ berichtet.

Ein Rückblick in den ersten Teil der Trilogie – „GRM. Brainfuck“