Foto: Hana Reintges

MK:

Blickpunkte #4 „Mephisto“

Theater trifft Film – Eine Screeningreihe in Kooperation mit Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF)

 Habibi Kiosk
 26.3.2025
 Kostenfrei
 Habibi Kiosk
 26.3.2025
 Kostenfrei

Neue Filme aus der HFF — ‚Wie stark das Böse ist!‘ dachte der Schauspieler Höfgen unter ehrfürchtigen Schauern. ‚Was es sich alles leisten und ungestraft herausnehmen darf! – Es geht in der Welt wirklich zu wie in den Filmen und Stücken, deren Held ich so häufig gewesen bin.‘ – aus dem Roman „Mephisto“ von Klaus Mann, 1936

Die vierte Ausgabe der Blickpunkte-Reihe am 26. März 2025 im Habibi Kiosk ist inspiriert durch das Drama „Mephisto“ nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann, das seit dem 28. Februar 2025 in den Kammerspielen zu sehen ist.

Blickpunkte #4 präsentiert an diesem Abend drei Kurzfilme von HFF-Student*innen, die Geschichten von Ohnmacht und Widerstand, von politischer Gewalt und den leisen Momenten davor und danach erzählen. In ihren Filmen sehen wir Figuren, die sich zwischen Anpassung und Widerstand, persönlichem Vorteil und gesellschaftlicher Verantwortung bewegen. Es sind Geschichten, die zeigen, wie Menschen mit widersprüchlichen Werten, Gefühlen und Entscheidungen ringen, ohne einfache Antworten zu liefern, und die die Komplexität unserer Welt und Zeit aufzeigen.

Im Anschluss an die Filmvorführungen wird es Zeit und Raum für ein offenes Gespräch mit den Filmschaffenden, Beteiligten der Produktion „Mephisto“ und dem Publikum geben. Gemeinsam sprechen wir über die drängenden Fragen, die die Filme aufwerfen: Wie reagiert der Mensch auf politische Gewalt? Wann führt Angst und Ohnmachtsgefühl zu Handlungsunfähigkeit – und wann zu Widerstand? Wie sehr prägt das eigene Umfeld die Entscheidung, sich zu beugen oder aufzustehen?

Mehr zu den Filmen
Inhalte und Regiekommentare
Film 1
„Apocalíptica“ von Diego Oliva Tejeda
15:29 min

Als Inés vom Militärputsch in ihrem Land erfährt, versucht sie verzweifelt, mit ihren Geliebten zu Hause Kontakt aufzunehmen. Doch im Laufe der Nacht beginnen Zweifel, Schmerz und Ohnmacht Inés zu erfassen und drohen, die Beziehung zu ihrer Großmutter und ihren Verstand zu zerstören.

Regiekommentar:
Wir haben „Apocalíptica“ 2019 gedreht, in einem Jahr intensiver politischer Spannungen in Lateinamerika und im Globalen Süden. Während dieser kritischen Zeit in Deutschland zu leben, erfüllte mich mit einem tiefen Gefühl der Ohnmacht – ich als Guatemalteker konnte die Ereignisse nur aus der Ferne beobachten, anstatt sie mit meinen Mitmenschen vor Ort zu erleben. Durch die Geschichte einer Großmutter und ihrer Enkelin, den Einsatz von magischem Realismus und die Ehre, echtes dokumentarisches Material lateinamerikanischer Künstler*innen einbinden zu dürfen, wollten wir dieses Gefühl einfangen – und vielleicht sogar Katharsis finden.

Doch als die Pandemie ausbrach, verfiel ich in eine tiefe Depression und konnte den Film nicht fertigstellen. Nun, inmitten anhaltender globaler Krisen, hat sich die politische Angst, die wir einst als zutiefst lateinamerikanisch empfanden, leider zu einer universellen Erfahrung entwickelt. Deshalb möchten wir „Apocalíptica“ jetzt teilen – in der Hoffnung, dass er anderen wie Inés das Gefühl gibt, gesehen zu werden, und ihnen hilft, ihren eigenen primalen Schrei loszulassen.


Diego Oliva Tejeda, 1998 in Ciudad de Guatemala geboren, ist ein guatemaltekischer Regisseur und studiert an der HFF München. Seine Arbeiten wurden im Künstlerhaus Bethanien Berlin und auf diversen Festivals gezeigt. Seit 2021 ist er Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und arbeitet an seinem Abschlussprojekt.

2025: Anxiety Anthem (Experimental Musical; 9 min.)
2024: Don Juicy (Satire; 17 min.)
2024: Apocalíptica (magical realist Drama; 16 min.)
2023: The Thread: The Spell (magical realist Drama; 12 min.)
2020: Curfew Calls – Episode 14: Star-Crossed (Musical; 8 min.)
2019: Prelude (Drama; 19 min.)

Film 2
„FAHNENFLUCHT“ von Emil Silvester Ahlhelm und Konradin Schuchter
29:21 min

Zwischen Feigheit und Mut, Schuld und Überzeugung: FAHNENFLUCHT erzählt von Menschen, die im Ukraine-Krieg den Kriegsdienst verweigern.

Regiekommentar:
Was tun, wenn die Teilnahme am Krieg zur Pflicht wird? Was tun, wenn wir der Gefahr ins Auge blicken, als Soldat für den Staat sterben zu müssen? Angesichts der steigenden Kriegsgefahr in Europa sind das Fragen, mit denen wir uns als junge Filmschaffende konfrontiert sehen. Fragen, die in aktuellen Debatten um Aufrüstung, Wehrpflicht und „Kriegstüchtigkeit“ kaum zur Sprache kommen.

Die Protagonist:innen unseres Films zeigen, dass es auch in Zeiten des Krieges immer Handlungsräume jenseits der Schlachtfelder gibt. Für die einen ist Kriegsdienstverweigerung Ausdruck des aufrichtigen Wunsches, dem Töten zu entkommen – für die anderen ist sie ein Akt des Widerstands gegen eine politische Weltordnung, die diese Kriege hervorbringt.

Emil Silvester Ahlhelm wurde 1998 in München geboren, absolvierte eine Ausbildung als Holzbildhauer im oberbayerischen Oberammergau und experimentiert seither mit dem Medium Film. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem bayerischen und deutschen Jugendfilmpreis. Seit 2021 studiert Emil Silvester Ahlhelm Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der HFF München.

Konradin Schuchter ist in Österreich geboren und studierte Philosophie, Volkswirtschaft und Journalismus in Wien, wo er auch als freier Journalist tätig war. Seit 2021 studiert er an der HFF München Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik.

Film 3
„Future is Panorama“ von Muschirf Shekh Zeyn
15:03 min

Als Siham auf dem Heimweg erfährt, dass ihre Tochter sich vor den Schüssen einer rechtsextremen Terrorgruppe in einer Bar versteckt, beginnt ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit.

Muschirf Shekh Zeyn wurde 1988 in Kamishli, Syrien, geboren. Seit 2019 studiert er Filmregie an der HFF München. Seine Kurzfilme wurden weltweit auf Oscar-Qualifying Festivals gezeigt (u. a. Urbanworld, Woodstock, Odense, Tampere, Palm Springs, Athen, Interfilm Berlin) und mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

2024: Future is Panorama

2022: Killing Bagheera

2020: Ein besonderer Tag

Head of Departments

Hauptdarstellerin: Amal Omran

Regie, Drehbuchautor, Editor: Muschirf Shekh Zeyn

Producer, Drehbuchautor: Seren Şahin

Kamera: Jacob Kohl

Szenenbild: Michelle Kleist, Zhongzixia Yao

Concept Consultant: Ayşe Güvendiren

Kostüm: Susanne Julia Ritter

Sound: Stefan Möhl

Musik: Arezou Rezaei, Ege Ateslioglu, Hans Könnecke, Sarah Hasti, Sharyhan Osman

Makeup Artist: Ilaria Donata Glum

Der Abend findet im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt
Nächster Termin 24.5. Englische Übertitel
Mephisto

Ein Künstler zwischen Anpassung und Aufbegehren • Regie: Jette Steckel • Nach dem Roman einer Karriere von Klaus Mann

Impressionen des Abends

-