Will die Welt betrogen sein?
Autorin Kristina Beck lässt sich vom Theater gerne (des-)illusionieren. Bei der Kammerschau hat die Video-Abteilung gezeigt, wie das Bühnenbild zu „Katzelmacher“ entsteht. Lässt der Zauber nach, wenn man hinter die Kulissen blickt?
Gong.
Blase leer.
Ja.
Handy aus?
Warte.
Ja.
Du trittst die Theatertüre auf – und schon da steht er
der Betrug. Und er bittet dich freundlich herein.
Setz dich, meine Liebe, reiß die Augen auf!
Alles funkelt und glänzt und tänzelt – oft in Schwarz.
Wozu eigentlich? Damit ich jeden Humbug glaub.
Plötzlich verstehe ich alles:
Wie die Bühne in verschiedene Welten abtaucht,
Super Nintendo und Ozean und irgendwas mit orangem Plüsch,
wie der götterstarke Superprozessor auf den grauwürstigen Bühnenraum projiziert –
und ich ins Schwarze Loch der Theatermagie abdrifte.
Plötzlich werde ich sauer, mein Unmut groß.
Ich verfluche die videotechnischen Experten,
die mir alles rauben. Knapp so, als würde dir jemand
den besten Rausch deines Lebens spoilern.
Was soll ich noch hier, das Ende kenne ich ja schon…
Und überhaupt ist alles erstunken und erlogen. Außerdem: Theater ist ein Haufen von abgewandelten Wiederholungen. Und ich singe:
Tausend Mal gesehen, ein paar Mal ist was passiert.
Wird es jetzt schlimmer, wo ich weiß, dass der Zoom funktioniert –
und vor allem, wie?
Ich will neu. Und ein bisschen alt, damit die Geschichte mich die Zukunft lehrt.
Emre, Mehmet & Kazim und das MK-Team geben neu.
Die Frage stellt sich ins Zentrum der Bühne: trotzdem kucken oder reicht die Illusion von der Illusion? Ich will schreien: Verdammt ja!
Theater, verarsch mich weiterhin,
Unerbittlich flehe ich darum:
Mach mich dumm!